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Typisch weiblich? Vier steirische Künstlerinnen im Fokus

 

Sarah Bildstein  I  Elisabeth Gschiel  I  Renate Krammer  I  Marlene Stoisser

Vernissage: 18. April 2016, 17:30, PHSt Campus Nord, Hasnerplatz, 1. Stock, Hochschulgalerie
Finissage: 01. Juni 2016, 15:00, PHSt Campus Nord, Hasnerplatz, 1. Stock, Aula und Hochschulgalerie
Kuratorin: Dr.in Edith Risse

Was ist typisch weiblich in der bildenden Kunst? Die Ausstellung rückte das Schaffen von vier steirischen Künstlerinnen, die in ihrer ausgeprägten Individualität sehr unterschiedliche Zugänge zur Kunst haben und auch stark divergierende künstlerische Intentionen verfolgen, in den Fokus der Erörterungen dieser Thematik.

Sarah Bildstein verwendete Materialien, die dem alltäglichen Leben von Frauen entstammen, oft zufällig gefundene Zufalls- und Nebenprodukte. Für die Künstlerin sind sie mit Geschichten über ihre Verwendung und deren gesellschaftliche Begleitumstände behaftet und vermitteln soziale Codes, Traditionen und Symbole. Ihre Arbeiten lassen gedankliche Zwischenräume frei, Platz für die subjektive Wahrnehmung und die Hinterfragung des Begriffs Realität.

Ein starker Fokus in den Arbeiten von Elisabeth Gschiel liegt auf der Reflexion traditioneller Rollenbilder und typisch weiblicher Arbeitswelten, indem sie deren Instrumentarien in neue Kontexte setzt. So setzt sie die Nähmaschine als eine Art Zeichenstift ein – entgegen der ursprünglichen Bestimmung, Textiles zusammenzufügen – und experimentiert mit den gestalterischen Möglichkeiten dieses Werkzeugs. Oft sucht sie auch nach alten Dingen, die eine Geschichte haben, die sie dann in ihre eigenen Kunstwerke integriert und gleichzeitig verfremdet.

Für Renate Krammer ist die Beschäftigung mit der Linie – als elementares Mittel der künstlerischen Gestaltung – eine Herausforderung, da gerade mit der Reduktion auf die Linie in ihrem reinen ursprünglichen Zustand nicht Einschränkung, sondern unbegrenzte Formen- und Ausdrucksmöglichkeiten entstehen. Sie greift oft Motive auf, deren Analyse in den Bereich der Semiotik führen. Es sind vorwiegend Piktogramme, die auf unseren Computer-Displays als Icons der Programmanwendung dienen, aber auch die Übersetzung von Wirklichkeiten auf einer Zeichenebene darstellen.

Die Malerin Marlene Stoisser dagegen spielt mit Widersprüchen, auch mit Gegensätzen in der Bildsymbolik, die den irritierenden Eindruck ihrer Bildkompositionen verstärken. Sie lässt unterschiedliche Bildwelten aufeinander treffen, indem sie Motive verschränkt und die scheinbare Harmonie durch ironisch-satirische Brüche konterkariert. Die Künstlerin stellt die Begrenzung des Bildraums durch die Leinwand an sich in Frage: Es geht ihr weniger um die Darstellung per se als vielmehr um den experimentellen Umgang mit neuen Materialien.

Was ist jetzt an diesen Zugängen, an diesen künstlerischen Intentionen typisch weiblich? Diese Fragen sollen im Rahmen der Ausstellung anhand der Exponate, aber auch in den daran anschließenden Workshops mit Studierenden diskutiert werden.

Sarah Bildstein, geboren 1987 in Feldkirch, lebt und arbeitet in Wien. Seit 2011 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Wien bei Judith Huemer, Erweiterter malerischer Raum und Erwin Bohatsch, Abstrakte Malerei; 2007 bis 2012 KF-Universität Graz, Kunstgeschichte, Diplom 2012; 2007 bis 2009 Ortweinschule Graz, Meisterklasse Malerei

Elisabeth Gschiel, geboren 1975 in Hartberg, lebt und arbeitet in Graz. Ausbildung an der Ortweinschule Graz, Fachrichtung Grafik Design; Studium der Architektur an der Technischen Universität Graz.

Renate Krammer, geboren 1956 in Klein St. Paul/Kärnten, 1981 Abschluss des Studiums der Betriebswirtschaft und der Wirtschaftspädagogik in Graz. Lebt und arbeitet in Kumberg bei Graz. Seit 1989 Beschäftigung mit Malerei, Grafik, Video, Fotografie und Bühnenbild.

Marlene Stoisser, geboren 1984, stammt aus Gnas, besuchte die HTL Ortweinschule für Kunst und Design, Fachsparte Plastische Formgebung und studiert derzeit, nachdem sie an der Ortweinschule auch die Meisterklasse für Bildhauerei bei Erwin Talker absolviert hat, bei Johanna Kandl an der Universität für Angewandte Kunst in Wien Malerei. Lebt und arbeitet in Wien. 

Foto: E. Gschiel